An meinen guten Freund Paul
Hallo Paul,

als erster und einziger Abonnent, widme ich die naechsten Zeilen ganz dir. Schliesslich kann man sich seines Publikums auch nur gewiss sein, wenn dieses sich lautstark zu erkennen gibt. Also Hallo Paul, du meine Leserschaft ;-)

Letzte Woche war hier freshers week und einiges los auf dem Campus. Man weiss ja, dass es die kleinen Dinge sind die den Unterschied ausmachen. Eines dieser kleinen Dinge ist zum Beispiel, dass die irischen, wie auch die englischen Unis fuer alles und jeden eigene Societies anbieten. Normalerweise zahlt man dabei einen Mitgliedsbeitrag von 2 oder 3 Euro im Jahr um dann an all den tollen Festen, Parties, Wandertagen und Filmeabenden teilnehmen zu koennen, ohne spaeter noch fuer irgendwas bezahlen zu muessen. Ausserdem ist dabei noch wichtig zu erwaehnen, dass diese Clubs in der ersten Woche einen solchen Aufriss machen und eine derartig aggressive Werbung betreiben, sodass man am Ende der Woche in dutzenden hirnrissigen Vereinen drin ist, ohne jemals wieder etwas von ihnen zu hoeren, oder auch nur zu einer Veranstaltung zu gehen. Ich haette mich fast der Geologie Gruppe angeschlossen nur um das beruehmte Mondgestein zu sehen, was hier irgendwo in einem Archiv oder so rumliegt. Kurz bevor ich aber meinen Namen unter das Einschreibungs- und Verkaufsformular meiner Seele gesetzt habe, kam ich dann doch wieder zu Bewusstsein und habs gelassen. Dafuer bin ich jetzt stolzes Mitglied der Players Society und der Gamers Society. Das sagt wohl schon einiges ueber die Ernsthaftigkeit meines Studiums aus. "Nichts anderes als Spiele im Kopf dieser junge Bengel" hoer ich schon den alten erwachsenen Arne sagen. Aber sei es drum. man ist ja nur einmal jung, blub blub blub. Die Players sind sogar was sinnvolles, halt eine sehr aktive Gruppe von Schauspielern, Direktoren, Autoren und solchen die es mal werden wollen. Vor allem solche die es mal irgendwann werden wollen. Da musste ich mich ja einschreiben! Und die Gamers sind wirklich das was man sich darunter vorstellt. Ein Buendel von Spielern aller Arten von Brett-, Gesellschafts-, Karten-, War- und RP Spielen. Aber auch hier sind sie nicht weiter sozial anerkannt und haben einen Raum an der entlegensten Ecke des Campus, unter einer Bahnstation (so ungefaehr die einzige Bahnstation in der gesamten Innenstadt und wer muss darunter in den Gemauern hausen? Natuerlich die Gamer). Aber da teils du ja meine soziale Ignoranzschwelle und wir fuehlen uns bei solchen Menschen ja auch immer ein klein wenig wohl... schliesslich muss man nicht auf seinen Coolness-faktor achten, wenn man unter solchen Leuten ist... auch wenn man sehr darauf achten sollte, wem man davon berichtet, sonst ist der Coolness-faktor mal ganz schnell in den Keller gerutscht (dann braucht man ja aber auch nicht mehr auf ihn achten ^^). Mhh... mir kommt gerade in den Sinn, dass es dann wohl auch nicht so gut ist, dass ich es hier so oeffentlich presentiere wie nur moeglich. Zum Glueck bist du als meine Leserschaft ja schon auf meiner Seite.

Ein paar andere Highlights letzte Woche waren noch das Guiness-Storehouse (was die totale Touristenabzocke ist). Das Storehouse ist nicht einmal eine richtige Brauerei. Die ist naemlich dahinter und das Gebaeude welches man besichtigt, ist nur Atrappe fuer die Touristen. Aber es ist ja schliesslich ein MUST SEE und so kann ich jetzt wenigstens jedem der mich fragt auch sagen "Ja ich habe auch das Guiness-storehouse" gesehen. Und zur Verteidigung muss man ihm eingestehen, dass man ein echt gutes Pint bekommt, es immer witzig ist alte Werbespots aus den 50iger Jahren sehen zu koennen und man wahrscheinlich den besten Ausblick vom "Gravity-Pub" ueber dem Storehouse hat, den man von Dublin bekommen kann.

Das Konzert im Players-Club war auch ziemlich gut, aber wie Konzerte sind wissen wir ja wohl alle, da muss man nicht noch extra eine Geschichte fuer aufmachen. Darueberhinaus war ich noch im Writters Museum was echt cool war. Naja, eigentlich war es nur ein stinknormales Museum und nicht einmal wirklich gross aber es war doch ziemlich erstaunlich wer alles aus Irland kommt: Beckett und Oscar Wild moegen einem ja noch ein begriff sein aber dass auch Bram Stoker und George Bernard Shaw von hier sind, hab ich davor nicht so realisiert. Und nett zu wissen ist auch, dass so ziemlich jeder von ihnen am Trinitz College seinen Abschluss gemacht hat oder wenigstens mal hier studiert hat... soviel zu der allgegenwaertigen Geschichtstraechigkeit.

Das wars aber auch so auf die schnelle was mir einfaellt. Werd wohl mal wieder etwas zusammenhaengender posten, wenn ich richtiges Internet zu hause habe (duerfte so Ende naechster Woche entlich soweit sein)

Trinkende, pruegelnde Iren hab ich immernoch nicht gefunden, obwohl alle immerzu von ihnen erzaehlen. Das ist also kein Mythos, ich muss nur besser suchen. Wenn ich auf welche Stosse schliesse ich mich ihnen auf der Stelle an und stell dich ihnen so bald wie moeglich vor :D

Bis dahin wuensch ich dir noch ein paar erholende Tage

liebe Gruesse
Arne

Kommentieren



mauricethecat, Saturday, 2. October 2010, 14:17
Hallo Arne!

Ich musste mich erstmal ein paar Tage über diesen Eintrag freuen, bevor ich bereit war, eine Antwort zu verfasssen. Als guter Freund weise ich dich natürlich zuerst auf deine Fehler hin und bemerke, dass du scheinbar die neue Position der "y"-Taste noch nicht so ganz bemerkt hast - oder sind y und z gar nicht vertauscht und du machst diese Tippfehler, weil du denkst, dass sie ja vertauscht sein müssten?

Wie auch immer, es freut mich zu hören, dass du scheinbar langsam in diesem Irland angekommen bist. Vor allem wenn du ja jetzt schon bei den Playern und Gamern bist - ein wenig neidisch bin ich da ja schon. Deshalb tröste ich mich jetzt mal mit meinem funktionierenden Internet!

Liebe Grüße,
Paul