Anekdoten mag ja jeder gern. Hier also eine Busanekdote.
Wie wir ja jetzt alle bereits zu genüge Wissen, hab ich die ersten Tage damit zugebracht durch Dublin zu fahren und Wohnungsbesichtigungen mitzumachen. Doch wozu ich bis jetzt noch ungenügend Zeit hatte, ist eine kleine Anekdote zum wundervollen Nahverkehrsnetz von Dublin zu erzählen:

Vorangestellt sei erst einmal, dass Dublin nicht SO riesig ist wie Berlin und man von einem Ende des Stadtzentrums zum anderen Ende des Stadtzentrums in 45 Minuten auch zu Fuß gelangen sein kann, wenn man nicht gerade trödelt, oder sich wie ich immer verläuft. Doch nur immer und überall hin zu laufen, geht lediglich wenn man seinen Horizont etwas enger schnallt oder sich am Tag für alles eben ein wenig mehr Zeit nimmt. Es ist nämlich gar nicht so einfach alles was einen interessiert in der unmittelbaren Umgebung zu finden, vor allem was Fachgeschäfte, Parks oder Tourismusattraktionen angeht.

Also warum nicht einmal den Bus benutzen, oder vielleicht darf es auch die Bahn sein? Nun dann lieber doch laufen... Es ist nicht so, dass die Busse oder Bahnen nicht regelmäßig fahren würden oder die Fahrer sich eine rumänische Umgangsweise mit ihre Fahrzeugen angewöhnt hätten, das nun wirklich nicht. Auch ist die Bahn noch komfortabler als die neueren Modelle Berlins (natürlich reden wir hier von der Straßenbahn und nicht von der S-Bahn) und die Busse sind fast immer tolle Doppelstockbusse in denen man sich so schön groß fühlen kann. Leider sind das nur kleine Vorzüge, welche mit den Irrungen und Wirrungen der öffentlichen Verkehrsmittel nicht mithalten können.

Wenn ich mich zum Beispiel zu Fuß verlaufe, kann ich mir wenigstens noch sicher sein, dass wenn ich den gleichen Weg zurück laufe wenigstens wieder dort ankomme wo ich gestartet bin. Bei den Bussen bin ich mir da nie so sicher. Doch jetzt einfach mal alle schlimmen Dinge auf einen Haufen geschmissen und runtergeschrieben damit: Die Busse sind unglaublich teuer. Um mit der Bahn zu fahren, muss man nochmal ein extra Ticket bezahlen, wobei es nur 4 Bahnstrecken gibt, von denen 2 irgendwo am Rande der Stadt sind (glaube ich zumindest). Der unerhörte Preis bezieht sich natürlich auch auf die einizige „S-Bahn“ Linie die es gibt, für die man nochmals ein extra Ticket gibt. Eigentlich braucht man aber beide Bahnen nicht wirklich und vielleicht kann man sich ja mit etlichen Bonuskarten, Studentenausweisen und glücklichen Zufällen auch eine Dauerkarte für den Bus leisten; ich muss ehrlich gestehen, dass ich noch nicht so weit war alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Doch für meine Faulheit die Bonushefte durchzublättern, gibt es auch einen Grund. Kein normal sterblicher Mensch, der grad erst in der Stadt angekommen ist, kann dieses Bussystem verstehen. Ich bin da nicht der einzige. Eigentlich ist es sogar eher anders herum: Ich bin der einzige, den ich getroffen habe, der es ausprobiert hat zu verstehen.

Das Problem fängt damit an, dass es keine Stadtpläne mit Bushaltestellen darauf gibt. Es gibt einen Plan für die Bushaltestellen, ohne jegliche Orientierung an markanten Punkten der Stadt (außer der Liffey) aber dort ist auch nur so jede fünfte Haltestelle eingezeichnet und das Stadtzentrum wurde ganz weggelassen. Nun kann man davon allerdings ablesen, welcher Bus in welche ungefähre Richtung fährt, wenn man nicht gerade die nördliche Busstrecke mit der selben Nummer wie eine willkürliche südliche nimmt. Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass keine Stadtionen angesagt oder angezeigt werden, der Bus auch gern mal zwischendurch hält, die Stadtion dafür aber überfährt. Wenn man nun nicht weiß wie die Gegend aussieht in welcher man aussteigen möchte, hilft es einem nicht mal, dass man durch Zufall den richtigen Bus erwischt hat, weil man durch nichts abschätzen kann, wann man angekommen ist und wann man zu weit gefahren ist. Da kann man sich dann auch abschminken die Aussicht vom zweiten Stock zu genießen, wenn man immer auf Anzeichen achten muss, wo es raus geht. Mal davon abgesehen, dass eine Busfahrt wohl kaum länger als 10 Minuten dauert, wenn es nicht gerade von einem Ende zum anderen geht.

Der Bus, obwohl auf Grund seiner Häufigkeit eine sehr dominante Erscheinung im Straßenverkehr ist also in Wirklichkeit nur ein Notfallplan. Und für einen Notfallplan ist er auch ein ausgesprochen guter. Wenn es einmal regnet (soll hier ja ab und an mal vorkommen) ist eine Kurzstrecke von 1.50 Euro schon gar nicht mehr SO teuer. Und falls man gerade etwas verloren ist in den Untiefen der Stadt (was ja auch so eine Situation ist, wo es ganz gerne unvorbereitet beginnt zu regnen) kann man sich eigentlich auch gewiss sein, dass man wieder ins Zentrum der Stadt kommt. Denn jeder Bus fährt durch das Zentrum der Stadt. Die größte Straße der Stadt heißt O´Connell street und jeder Bus in Dublin muss früher oder später an ihr vorbei, sonst verliert er wohl seinen Busstatus, oder so. Wenn man nun also noch bedenkt, dass in Irland Linksverkehr herrscht kann eigentlich gar nichts mehr passieren. Nur bedenkt man das leider NIE. Ich dachte ja immer das schlimme am Linksverkehr ist, dass man beim Überqueren konsequent in die falsche Richtung schaut. Das stimmt zwar auch und so richtig daran gewöhnt habe ich mich immer noch nicht, was ich wohl auch nie so wirklich schaffen werde, doch das wahre Übel am Linksverkehr ist, dass man instinktiv zu der falschen Bushaltestelle läuft. Man stellt sich also selbstbewusst an die Bushaltestelle in der Gewissheit, dass wenn er jetzt nach rechts runter fährt direkt ins Stadtzentrum führen muss, wartet seine fünf Minuten, nur um dann festzustellen, dass er ja aus der vollkommen falschen Richtung kommt. Dann noch ein, zweimal in die falsche Richtung geschaut, wenn man die Straße überquert. Einen kurzen Moment länger gebraucht dafür als man eigentlich brauchen würde, wenn sich die Verkehrsteilnehmer an die europäischen Regeln halten würden und zack sieht man natürlich wie der Bus an einem vorbei rauscht. Wenigstens hat man dadurch die absolute Bestätigung, dass es dort in die richtige Richtung geht. Natürlich, man weiß spätestens jetzt auch, dass man mit den fünf Minuten, die man bereits gewartet hat und den restlichen, welche man auf den nächsten Bus warten muss auch hätte nach Hause laufen können, aber das macht wohl im Endeffekt auch keinen Unterschied mehr. Nass ist man so oder so, da die Bushaltestellen so gut wie nie Häuschen zum unterstellen haben und die Lust zu laufen ist ein spätestens mit dieser Erkenntnis auch vergangen.

Zur Verteidigung des ganzen ist wohl noch zu sagen, dass Dublin ein wirklich bezaubernde Stadt ist und es Spaß macht durch sie durchzulaufen. An jeder Ecke findet man eine Kleinigkeit, welche den Gang lohnenswert macht. Sei es ein guter Straßenmusiker, eine charmante Häuserfassade oder eine nicht so kleine Kleinigkeit wie eine Kirche oder eine Burg.

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mauricethecat, Monday, 20. September 2010, 02:02
Mensch, wenn hier niemand kommentiert, dann denkst du vielleich noch, dass das hier keiner liest. Und das will ja nun niemand - ich am allerwenigstens! Denn so lerne ich mal das Bussystem in Dublin kenne, ohne je dagewesen zu sein. Und ich dachte, dass in Hannover wäre schlimm! Dafür kann im Gegenzug halt auch nicht behaupten, dass Hannover eine wirklich bezaubernde Stadt wäre. So gleicht sich alles wieder aus. Und ich freue mich auf den nächsten Eintrag!

Paul